Interview mit Dominik Graf
Der deutsche Regisseur und Drehbuchautor Dominik Graf war in diesem Jahr Ehrengast des 31. Internationalen Filmfest Oldenburg. Dort wurde ihm die jährliche Retrospektive mit insgesamt sechs seiner Filme gewidmet, die er persönlich dem Publikum bei den Aufführungen in den Oldenburger Festivalkinos vorgestellt hat.
Radiointerview mit Dominik Graf im Studio von Oldenburg Eins – 14.09.2024
Dominik Graf gehört zu den vielseitigsten und erfolgreichsten deutschen Regisseuren der letzten 50 Jahre. Er ist Professor für Spielfilmregie an der Internationalen Filmschule Köln und bekannt dafür, sich kritisch mit dem deutschen Film und vor allem dem deutschen Filmförderungssystem auseinanderzusetzen.
Angefangen hat alles in seiner Heimatstadt München, wo er an der Hochschule für Fernsehen und Film studierte. Seinen Durchbruch als Regisseur hatte er Anfang der achtziger Jahre mit der erfolgreichen Fernsehserie „Der Fahnder“. Thriller und Kriminalfilme sollten in den folgenden Jahren immer wieder eine feste Größe in seinem filmischen Schaffen darstellen.
Seine zweite große Liebe gilt der Musik, denn neben der Auswahl der Musikstücke von Klassik bis Rock für seine Filme, hat er auch regelmäßig selbst den Soundtrack komponiert, zumeist in enger Zusammenarbeit mit Filmkomponisten Andreas Köbner, der ebenfalls in den siebziger Jahren in München an der Filmhochschule studierte.
Das Filmfest Oldenburg zeigte in seiner Retrospektive vor allem die Kinofilme und Genrearbeiten Grafs. Aufgewachsen mit dem Kino der französischen Nouvelle Vague und dem klassischen amerikanischen Kino mit seinen Krimis und Western, hatten später noch italienische Thriller und Polizeifilme entscheidenden Einfluss auf sein Werk.
Vermutlich hat Graf auch deshalb keine Scheu vor populären Stoffen und dem kommerziellen Kino, das er einerseits mit dem harten Bankräuberkrimi „Die Katze“ aus dem Jahr 1988 mit Götz George und Gudrun Landgrebe sehr erfolgreich bediente und mit dem er andererseits 1994 mit seinem ambitioniertesten Projekt „Die Sieger“ mit Herbert Knaup krachend an den Kinokassen scheiterte. Der Film wurde erst in den letzten Jahren wiederentdeckt und erfuhr als erweiterter Director’s Cut eine späte Galaaufführung im Programm der Berlinale 2019.
Weiterhin waren in Oldenburg das frühe Jugenddrama „Treffer“ mit Dietmar Bär aus dem Jahr 1984, die leicht französisch angehauchte Komödie „Spieler“ mit Peter Lohmeyer, die TV-Milieustudie „Hotte im Paradies“ und die vor drei Jahren im Programm der Berlinale uraufgeführte Erich Kästner-Verfilmung „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ mit Tom Schilling zu sehen.
Sechs Filme sind nur aber ein kleiner Auszug aus dem umfangreichen Gesamtwerk Dominik Grafs.
Zu den bekanntesten seiner Kinofilme gehören zudem das Beziehungsdrama „Der Felsen“ und das historische Drama „Die geliebten Schwestern“ über das Liebesleben Friedrich Schillers, die ebenfalls im Wettbewerb der Berlinale gezeigt wurden.
Zentral in seiner Arbeit sind außerdem die Fernsehkrimis der Reihen „Tatort“ und „Polizeiruf 110“, mit denen Graf oft bis an die Grenzen des im Fernsehen zeigbaren und machbaren gegangen ist. Zu nennen wäre hier beispielsweise „Frau Bu Lacht“ mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemic und „Cassandras Warnung“ mit Matthias Brandt als Hanns von Meuffels, sowie „Der scharlachrote Engel“ und „Er sollte tot“, in denen Michaela May und Edgar Selge das ermittelnde Duo bilden.
Zu seinen persönlichsten Arbeiten gehören die mit seinem Freund, dem Filmkritiker Michael Althen entstandenen Dokumentarfilme „Das Wispern im Berg der Dinge“ über seinen Vater den Schauspieler Robert Graf und „München Geheimnisse einer Stadt“ über die filmische Topographie der bayrischen Hauptstadt. Mit der Dokumentation „Was heißt hier Ende!“ setzte er 2015 schließlich dem vier Jahre zuvor verstorbenen Althen ein cineastisches Denkmal.
Althen schrieb auch das Vorwort zu Grafs 2009 heraus gekommenen Buch „Schläft ein Lied in allen Dingen“ mit seinen gesammelten Filmtexten und Zeitungs-Kolumnen.
Dominik Graf ist mehrfach mit renommierten Preisen bedacht worden, darunter allein zehn Mal der Adolf-Grimme-Preis und zuletzt die silberne Lola beim Deutschen Filmpreis für „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ als besten Spielfilm.