Ted K – Berlinale Panorama

(Foto: © Ted K)

Ted K“ erzählt die Geschichte des amerikanischen Terroristen Ted Kaczynski, welcher zwischen 1978 und 1995 mit seinen Briefbombenattentaten als Una-Bomber weltweit bekannt wurde, und der zuvor isoliert und zurückgezogen in einer kleinen Hütte in der Wildnis von Montana lebte. Bei seinen Anschlägen tötete er 3 Menschen und verletzte 23 weitere.

(Radiobeitrag für Filmriss – Das Berlinalemagazin)

Der Film konzentriert sich jedoch auf die Zeit seines Lebens, die er allein und zurückgezogen in der Wildnis verbrachte. So entsteht das Psychogramm eines Narzissten, der sein Spiegelbild mit den Phantomzeichnungen der Polizei abgleicht, und Rache nehmen will an einer Welt, von der er sich ungerecht behandelt fühlt. Ein im mehrfachen Sinne impotenter Mann, der nie eine Freundin hatte und zu Frauenhass und Gewaltphantasien neigte.

Kaczynski studierte Mathematik und galt als hochbegabt, mit anderen Menschen interagieren lag ihm allerdings fern. Sein permanenter Zorn auf die ihn umgebende, aber scheinbar abweisende Welt, gipfelten in einer technologiefeindlichen Haltung, durchsetzt von Abscheu über eine ebenfalls in seiner nächsten Umgebung voranschreitende Umweltzerstörung, welcher er in einem 35.000 Worte umfassenden Manifest Ausdruck verlieh. Durch die Attentate erzwang er deren Veröffentlichung in der New York Times sowie der Washington Post. Im Film wird Kaczinski als Terrorist in all seiner grausamen Konsequenz gezeigt; überdies wird versucht, die Ziele und Motivationen des Terroristen zu ergründen, ohne dabei Mitgefühl für die Figur zu erwecken.

Die Titelrolle spielt der südafrikanische Schauspieler Sharlto Copley, unter anderem bekannt geworden durch Hauptrollen in Neill Blomkamps Science-Fiction-Filmen „District 9“ und „Elysium“. Sein Ted K ist eine stoische, distanzierte Person, die stellenweise an den jungen Harry Dean Stanton erinnern. Zuletzt hat Regisseur Tony Stone den Dokumentarfilm „Peter And The Farm“ gedreht, in dem er gemeinsam mit Kameramann Nathan Corbin den Einsiedler Peter Dunn im ländlichen Vermont porträtierte. Dessen dokumentarische Stilistik mit mächtigen Naturaufnahmen und dem menschlichen Bild eines Außenseiters findet sich in ihrem Spielfilm wieder.

Durchsetzt von ironisch-bizarren Traumsequenzen, Zeitlupeneffekten und durch Anspielungen auf die Popkultur aufgebrochen, gibt es gleich zu Beginn eine Sequenz, in der Kacynski in eine Ferienwohnung einbricht und dort Schneemobile zerstört, deren Lärm ihn nervte. Die langsamen Zooms auf die Innenausstattung und den bärtige Mann mit einer Axt erinnern nicht zufällig an Stanley Kubricks Winter-Horror „The Shining“. In einer anderen Sequenz schießt er mit einem Gewehr aus dem Schutz des Waldes auf über ihm kreisende Hubschrauber. Dazu läuft auf der Tonspur eine elektronische Version von Wagners Walkürenritt, und das Ganze wird so zu einer Persiflage auf die berühmte Sequenz aus Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“.

Musik spielt eine tragende Rolle in „Ted K“. Neben klassischen Kompositionen von Händel und Vivaldi, sind Popstücke zu hören. Große Teil des Soundtracks stammen allerdings vom britischen Elektronikkomponisten Benjamin John Power, der unter seinem Künstlernamen Blanck Mass düstere Soundscapes, Drones und Ambientstücke eingespielt hat, die denm Abstieg eines klugen Kopfes in Allmachtsfantasien, Sabotageakte und schließlich perfide Morde per Bombe akustisch Ausdruck verleihen.

Die Jagd auf den Una-Bomber war die am längsten andauernde und größte Fahndungsaktion in der Geschichte des FBI. Gegenwärtig verbüßt Kaczysnski eine lebenslange Haftstrafe im Hochsicherheitsgefängnis Florence in Colorado.

 

(Dieser Beitrag erschien zuerst als Radiobeitrag in der Sendung „Filmriss – Das Berlinale-Magazin“, einem gemeinsamem Projekt der norddeutschen Bürgersender Kiel FM, Lübeck FM, Westküste FM, Tide Hamburg, Radio Leinewelle und Oldenburg Eins.)