Interview mit Ovidio G. Assonitis

Der italienische Regisseur Ovidio G. Assonitis begann seine Karriere mit dem internationalen Vertrieb von Filmen. Als Sohn eines Filmhändlers hat er sich schon früh dem Filmgeschäfts auseinandergesetzt und gelernt aus einem kleinen Budget einen großen Erfolg zu machen. Als unabhängiger Produzent hatte er immer schon einen Sinn für den gerade angesagten filmischen Zeitgeist, egal ob Giallo, Horror, Science Fiction oder Slasher.

Und so passt er natürlich auch bestens zu einem Festival, das sich seit 28 Jahren dem Independent-Kino verschrieben und mit der Sektion Midnite Xpress von Anfang an auch dem Genrefilm eine Plattform geboten hat. Sechs seiner Filme waren in der Retrospektive des 28. Internationalen Filmfest Oldenburg zu sehen.

 

(Interview with Ovidio G. Assonitis recorded September 18, 2021 in Oldenburg, Germany)

Zu seinen in Deutschland bekanntesten Filmen gehören das Tentakelspektakel „Der Polyp – Die Bestie mit den Todesarmen“ (1977) mit John Huston, Shelley Winters und Henry Fonda und ein weiteres feuchtfröhliches Abenteuer namens „Fliegende Killer – Piranha II“ (1981) mit Lance Henriksen, bei dem Assonitis den jungen James Cameron als Regisseur bereits nach kurzer Zeit vor die Tür setzte, weil der sich nicht an Zeitplan und Budget hielt.

Viele seiner Filme liefen nicht nur in den Kinos, sondern waren Dank des großen Videobooms Anfang der achtziger Jahre gleich doppelt erfolgreich. So wie zum Beispiel der von Assonitis produzierte Streifen „Die Außerirdischen“ (1979) von Regisseur Giulio Paradisi, der vermutlich einer der absurdesten und verwirrendsten Science Fiction-Filme aller Zeiten sein dürfte und der neben seinen eher surrealen Schauwerten auch große Namen wie Mel Ferrer, Sam Peckinpah, erneut Shelley Winters und Lance Henriksen, sowie Franco Nero (als blonder Jesus!) auf der Besetzungsliste zu bieten hat. „Party des Schreckens“ (1981) ist als einer von vielen Slashern der frühen Achtziger vor allem wegen der Kameraarbeit seine langjährigen Mitstreiters Roberto D’Ettorre Piazzoli sehenswert, der übrigens bei einem großen Teil von Assonitis Filmen für die Bildgestaltung zuständig war.

Party des Schreckens“ hat auch einen  wunderbaren Score von Riz Ortolani, wie überhaupt die Filmmusik bei seinen Produktionen immer mal wieder von den großen italienischen Filmmusik-Komponisten dieser Zeit stammt, wie beispielsweise Ennio Morricone, Franco Miccalizzi oder Stelvio Cipriani.

Neben den vier genannten Filmen zeigte das Festival auch noch Aldo Lados Venedig-Giallo „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ (1972) mit dem einmaligen James Bond-Darsteller George Lazenby, den Assonitis produziert hat und seinen Dämonen-Horror „Wer bist Du?“ (1974), der passend zu der letztjährigen William Friedkin-Retrospektive des Oldenburger Filmfest leicht an dessen Welterfolg „Der Exorzist“ angelehnt ist.

(Richard (Filmfest Oldenburg) and Ovidio in Oldenburg)

Ein besonders Highlight des Festivals waren die Orchesterkonzerte zur Eröffnung und zur Preisverleihung. Der thailändische Komponist, Autor und Schauspieler Somtow Sucharitkul führte hier als Dirigent ein Orchester mit Musiker:innen des Bremer Jugendorchesters und der Siam Sinfonietta aus Thailand, das nicht nur Kompositionen seines eigenen neuen Films „The Maestro“ spielte, sondern auch ausgesuchte Stücke aus Assonitis Filmen. Dazu gehörten das Titelthema aus „Fliegende Killer – Piranha II“ von Stelvio Cipriani und die Musik zu „The Man From Deep River“. Eine Produktion von Assonitis aus dem Jahr 1972 mit Musik von Daniele Patucci, die in Deutschland als „Mondo Cannibale“ bekannt ist.

Ovidio G. Assonitis wurde für sein Gesamtwerk in Oldenburg mit dem German Independence Honorary Award des Filmfests Oldenburg ausgezeichnet.