Interview mit James William Guercio
Mit nur einem einzigen Film als Regisseur war dem amerikanischen Musikproduzenten und Komponisten James William Guercio beim diesjährigen 32. Internationalen Filmfest Oldenburg die kleinste Retrospektive der Festivalgeschichte gewidmet.
Radiointerview mit James William Guercio im Studio von Oldenburg Eins – 12.09.2025
“Electra Glide In Blue” (deutscher Filmtitel “Harley Davidson 344”) aus dem Jahr 1973 ist ein fatalistisch anmutender Abgesang auf den amerikanischen Traum, irgendwo zwischen klassischen Westernmotiven und New Hollywood Roadmovie. Kritik und Publikum lehnten den Film seinerzeit ab, aber die Reputation als Kultfilm hat über die Jahrzehnte stetig zugenommen.
James William Guercio und Festivalleiter Torsten Neumann im Casablanca Kino Oldenburg
Guercio begann seine Karriere als professioneller Musiker und spielte mit den großen Stars der fünfziger und sechziger Jahre zahllose Konzerte. Schon in der Schule lernte er die späteren Musiker der Jazzrockband Chicago kennen, deren Produzent er schließlich wurde. Insgesamt elf Platten hat er mit der Band aufgenommen, das sind alle Alben von 1969 bis 1977.
Außerdem hat er mit Blood, Sweat & Tears, den Beach Boys und vielen anderen Bands zusammengearbeitet und dafür sogar mit der Caribou Ranch ein Studio auf seinem Grundstück in Colorado bauen lassen und seine eigene Plattenfirma Caribou Records gegründet.
James William Guercio im Studio von Oldenburg Eins
Auch bei „Electra Glide In Blue“ waren die Bandmitglieder von Chicago als Statisten oder in kleineren Rollen dabei, wie die Sänger Peter Cetera und Terry Keith. Das Titelstück „Tell Me“ sang ebenfalls Terry Keith und den Soundtrack hat Guercio selbst gemeinsam mit Arrangeur Jimmie Haskell komponiert.
Der Film gilt als Paraderolle für Hauptdarsteller Robert Blake („Baretta“, „Lost Highway“) und die Kameraarbeit vom dreifachen Oscarpreisträger Conrad Hall („Zwei Banditen“, „American Beauty“ und „Road To Perdition“) beschwört den Geist der großen amerikanischen Western herauf. Der Film ist als restaurierte Fassung 2021 in Deutschland von Camera Obscura als Blu-ray erschienen.

