Hildur Gudnadóttir – Berlinale Talents

Seit vielen Jahren sind die Berlinale Talents Teil des Festivals, wobei hier junge Filmemacher*innen im Mittelpunkt stehen. Auch 2020 waren erneut mehr als zweihundertfünfzig Regisseur*innen, Kameraleute und Filmtechniker*innen dabei, deren Workshops und Diskussionsveranstaltungen vorwiegend im Theater HAU (Hebbel am Ufer) stattfanden.

In den letzten Jahren präsentierten sich dort wiederholt hochkarätige Gäste zum Thema Filmmusik, wie beispielsweise der kanadische Komponist Howard Shore, der vor allem für David Cronenberg komponiert, aber auch die Musik zum „Herrn der Ringe“ erschaffen hat, oder der japanische Komponist Ryuichi Sakamoto, welcher für „Der Letzte Kaiser“ von Bernardo Bertolucci einen Oscar erhielt, und gemeinsam mit Alva Noto für die Musik zu „The Revenant“ von Alejandro G. Iñárritu verantwortlich zeichnet.

Am Score zu „The Revenant“ war überdies die isländische Cellistin Hildur Gudnadóttir beteiligt; bei den Berlinale Talents stellte sie sich und ihre Arbeit in einem sehr unterhaltsamen Talk vor.

Gudnadóttir, schon geraume Zeit als Cellistin und Komponistin aktiv, hatte im letzten Jahr mit zwei Scores einen Riesenerfolg, die sie schlagartig ins Rampenlicht rückten: Für ihre Musik zur Fernsehserie „Chernobyl“ über die russische Nuklearkatastrophe erhielt sie einen Grammy und einen Emmy; die Musik zu Todd Phillips „Joker“ mit Joaquin Phoenix wurde mit einem BAFTA Award, einem Golden Globe und schließlich dem Oscar honoriert.

Im Talk erzählte sie zunächst, wie sie zu den ungewöhnlich düsteren und sehr intensiven Sounds für „Chernobyl“ gefunden hat.

Mittlerweile lebt die Isländerin in Berlin und verfügt über ihr eigenes Studio. Die Stadt ist für sie vor allem wegen der Größe und der Anonymität wichtig, da sie sich hier komplett und ungestört auf ihre Arbeit konzentrieren kann, zudem versucht sie sich von der ständigen Erreichbarkeit in sozialen Netzwerken und den Ablenkungen des Internets möglichst fernzuhalten.

An der Musik zu „Joker“ begann sie schon in der frühesten Phase des Films mitzuarbeiten.

Im Rahmen der diesjährigen Berlinale war Gudnadóttir als Komponistin an dem Film „Last And First Men“ des ebenfalls aus Island stammenden Komponistin Jóhann Jóhannsson beteiligt, mit dem sie schon an dessen Soundtracks zu „Sicario“ und „Arrival“ eng zusammengearbeitet hatte. Der Film des vor zwei Jahren verstorbenen Jóhannsson wurde posthum fertiggestellt und wurde als Premiere im Rahmen der Berlinale Specials gezeigt. Der Soundtrack dazu erschien Ende Februar auf der Deutschen Grammophon.

(Dieser Beitrag erschien zuerst als Radiobeitrag in der Sendung „Filmriss – Das Berlinale-Magazin“, einem gemeinsamen Projekt der norddeutschen Bürgersender Kiel FM, Lübeck FM, Westküste FM, Tide Hamburg, Stadtradio Göttingen und Oldenburg Eins.)