Interview zu Space Dogs
Elsa Kremser und Levin Peter arbeiten schon viele Jahre zusammen und haben in Wien die Produktionsfirma Raumzeitfilm Produktion gegründet. Zudem verantwortet das Duo gemeinsam Regie, Buch und Produktion des österreichisch-deutschen Dokumentarfilms „Space Dogs“. Ihr Film verbindet einen Meilenstein der Raumfahrtgeschichte, nämlich das erste Lebewesen im All, die Hündin Laika, mit dem Leben von Straßenhunden im heutigen Moskau.
„Space Dogs“ läuft jetzt in den deutschen Kinos. Am 27. September waren Elsa Kremser und Levin Peter in Oldenburg, um ihren Film im Cine k in der Kulturetage vorzustellen.
Elsa Kremser und Levin Peter im Radiostudio von Oldenburg Eins – 27.09.2020
Die Dreharbeiten des Films fanden in Moskau statt. Yunus Roy Imler, bereits bei dem Erfolgsfilm „Systemsprenger“ für die Bilder verantwortlich zeichnend, erledigte die Kameraarbeit und wurde für seine Arbeit an „Space Dogs“ im Juni bei der Diagonale mit dem Preis „Beste Kamera Dokumentarfilm“ ausgezeichnet.
Im Mittelpunkt des Films steht die wahre Geschichte der Hündin Laika, die 1957 das erste Lebewesen im All war und neben dem Satelliten Sputnik und dem Kosmonauten Yuri Gagarin zu den großen Triumphen der russischen Raumfahrtgeschichte zählt. „Space Dogs“ zeigt aber auch den Preis, den Laika und andere Tiere zahlen mussten – und zwar mit bisher unveröffentlichten Szenen aus den sowjetischen Tierlaboren und Forschungszentren der 1950er und 1960er Jahre. Die Bilder der Tierquälerei im Namen der Wissenschaft damals und die Vernachlässigung von Hunden auf den Straßen Moskaus heute stellen so den Menschen und dessen Defizite in den Mittelpunkt der Erzählung, obwohl die Verursacher des Leids im Film selbst weitestgehend unsichtbar bleiben.
Überdies bedient der Film auch das Science-Fiction-Subgenre der Space Opera: Er ist phantastisches Märchen in der Tradition der phantastischen Literatur eines Stanislaw Lems oder der Filme Andrei Tarkowskys, beispielsweise „Solaris“ und „Stalker“. Für die Stimme des Erzählers konnten die Filmemacher den berühmten russischen Schauspieler Alexey Serebryalkov gewinnen, der unter anderem schon in „Leviathan“ von Andrei Swjaginzew zu sehen war.
Eine weitere große Rolle im Film spielen Sound und die Musik. Das Sounddesign besorgte Jonathan Schorr („Systemsprenger“, „Butenland“); der Soundtrack stammt vom Komponisten und Saxofonisten John Gürtler und dessen Kollektiv Paradox Paradise, die ebenfalls bereits bei „Sytemsprenger“ involviert waren und dessen Filmmusik komponiert haben. Beide Scores sind mittlerweile auf Schallplatte erschienen.
„Space Dogs“ ist übrigens ebenfalls das Ergebnis langjähriger Teamarbeit und beruflicher Freundschaft, denn die Regisseure Elsa Kremser und Levin Peter haben 2011 schon bei ihrem Kurzfilm „Sonor“ mit Kameramann Yunus Roy Imler und Musiker John Gürtler zusammengearbeitet. Der Lohn dafür sind diverse Filmpreise bei den über 50 internationalen Festivals, die „Space Dogs“ schon im Programm hatten – darunter der Wiener Filmpreis für den besten österreichischen Film 2019, der mehrWERT Filmpreis der Viennale 2019, ein Preis der Jury beim Dokumentarfilmfestival FIDOCS in Chile und lobende Erwähnungen in Locarno und Sevilla. Zur Zeit arbeiten Kremser und Peter an ihrem ersten Spielfilm „Der grüne Wellensittich“, den sie zum großen Teil in Belarus drehen.