Per Lucio – Berlinale Special

(Foto: © Teche rai)

Ein filmisches Denkmal setzt der Dokumentarfilm „Per Lucio“ dem 2012 verstorbenen italienischem Musiker und Liedermacher Lucio Dalla. Der Sänger aus Bologna war vierzig Jahre lang eine prägende Figur der italienischen Popszene; ein international bekannter Musiker zwischen Jazz, Belcanto und Pop.

Regisseur Pietro Marcello gewann bei der Berlinale 2010 bereits einen Teddy Award für sein Dokudrama The Mouth of the Wolf“. Nach zwei Spielfilmen markiert „Per Lucio“ nun seine Rückkehr zum Dokumentarfilm. Herzstück des Films ist ein langes Interview mit Dallas Manager Umberto Righi, genannt Toni, der die geschäftlichen Angelegenheiten des Musikers von Mitte der sechziger Jahre bis zu seinem Tod lenkte. Dazu kommen Szenen eines gemütlichen Abendessens mit Wein und Pasta, bei dem Tobi und Dallas langjähriger Freund, der italienische Philosoph Stefano Bonaga, über das Wesen des Künstlers diskutieren.

© IBC Movie

Wiederholt unterbrochen werden Interview und Gespräch durch lange Ausschnitte aus Dallas Liedern, welche der Regisseur zum Teil mit nostalgischen sepiafarbenen Filmsequenzen aus dem Italien der neunzehnhundertvierziger und -fünfziger Jahre unterlegt. Ebenso finden spätere Ausschnitte aus Konzerten und Fernsehshows Verwendung. So entsteht zwar eine äußerst liebevolle Hommage an Lucio Dalla, die aber etwas fragmentarisch und seltsam assoziativ bleibt. Die Interviews erklären nur sehr wenig, sie bleiben anekdotenhaft und grenzen zum Teil ans Geschwätzige.

Über Lucio Dallas soziales Engagement, seine Einmischung in den politischen Diskurs, seine künstlerische Vision, die Inspiration hinter seinen Texten oder gar sein Privatleben erfahren wir im Film genau genommen nichts. Wer Dalla bisher nicht kannte, lernt ihn hier auch nicht kennen. Es ist ein Film für Fans, die sämtliche Anspielungen und Anekdoten erkennen, und all das selbst in einen Kontext bringen können.

Per Lucio“ meditiert also traumwandlerisch über ein im letzten Jahrhundert verschwundenes Italien, als das er ein umfassendes Künstlertporträt abliefern würde. Welche Rolle Dalla selbst in diesem Italien spielte, bleibt im Nebel der nostalgischen Bilder oft verborgen. Es ist im wahrsten Sinne des Titels eben nicht unbedingt ein Film ÜBER Lucio Dalla, sondern vielmehr ein Film FÜR Lucio – nur leider kann er ihn nicht mehr selbst ansehen.

 

Der Radiobeitrag enthält urheberrechtlich geschützte Musik und kann deshalb hier nicht als Audiobeitrag online veröffentlicht werden.

(Dieser Beitrag erschien zuerst als Radiobeitrag in der Sendung „Filmriss – Das Berlinale-Magazin“, einem gemeinsamem Projekt der norddeutschen Bürgersender Kiel FM, Lübeck FM, Westküste FM, Tide Hamburg, Radio Leinewelle und Oldenburg Eins.)