Filmfest Oldenburg – Fliegende Killerfische und ein blonder Jesus – Retrospektive Ovidio G. Assonitis
Mit dem internationalen Vertrieb von Filmen begann die Karriere des italienisches Regisseur Ovidio G. Assonitis. Schon früh hatte dieser, aufgewachsen als Sohn eines Filmhändlers, sich mit der Ökonomie des Filmgeschäfts auseinandergesetzt, und dabei gelernt mit kleinen Budgets große Erfolge zu erzielen. Als im besten Wortsinn unabhängiger Produzent entwickelte er schnell einen Sinn für den gerade angesagten filmischen Zeitgeist – egal ob Giallo, Horror, Science Fiction oder Slasher. Und so passt er natürlich bestens zu einem Festival, das sich seit 28 Jahren dem Independent-Kino verschrieben hat und mit der Sektion Midnite Xpress von Anfang an dem Genrefilm eine Plattform bot. Ab dem 15. September gibt es sechs seiner Filme beim 28. Internationalen Filmfest Oldenburg zu sehen.
Zu seinen in Deutschland bekanntesten Filmen gehören das Tentakelspektakel „Der Polyp – Die Bestie mit den Todesarmen“ (1977) mit John Huston, Shelley Winters und Henry Fonda und ein weiteres feuchtfröhliches Abenteuer namens „Fliegende Killer – Piranha II“ (1981) mit Lance Henriksen, bei dem Assonitis einen jungen James Cameron bereits nach kurzer Zeit vor die Tür setzte, weil dieser sich im Rahmen seiner Regisseurtätigkeit nicht an Zeitplan und Budget hielt.
Seine Filme liefen nicht nur in den Kinos, sondern waren Dank des großen Videobooms Anfang der 1980er Jahre gleich doppelt erfolgreich: Zum Beispiel der von Assonitis produzierte Streifen „Die Außerirdischen“ (1979) von Regisseur Giulio Paradisi, einer der absurdesten und verwirrendsten Science Fiction-Filme aller Zeiten. Neben surrealen Schauwerten bietet dieser große Namen wie Mel Ferrer, Sam Peckinpah, erneut Shelley Winters und Lance Henriksen auf, sowie Franco Nero als blonden Jesus. „Party des Schreckens“ (1981), einer der unzähligen Slasher der frühen 1980er Jahre ist vor allem wegen der Kameraarbeit seines langjährigen Mitstreiters Roberto D’Ettorre Piazzoli sehenswert, der bei einem großen Teil von Assonitis Filmen für die Bildgestaltung zuständig war.
„Party des Schreckens“ verfügt darüber hinaus über einen wunderbaren Score von Riz Ortolani, wie die Filmmusik bei seinen Produktionen überhaupt oft von großen italienischen Filmmusik-Komponisten jener Ära stammt, wie beispielsweise Ennio Morricone, Franco Miccalizzi oder Stelvio Cipriani.
Neben den vier genannten Filmen zeigt das Festival auch noch den von Assonitis produzierten Venedig-Giallo „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ (1972), gedreht von Aldo Lado und besetzt mit dem nur einmal im Dienst ihrer Majestät antretenden James Bond-Darsteller George Lazenby. Passend zu der letztjährigen William Friedkin-Retrospektive des Oldenburger Filmfests läuft zudem der an dessen Welterfolg „Der Exorzist“ angelehnte Dämonen-Horror „Wer bist Du?“ (1974).
Ovidio G. Assonitis wird während des gesamten Festivals in Oldenburg zu Gast sein und alle sechs Filme der Retrospektive persönlich im Kino vorstellen.