Interview mit Richard Stanley
Der in Südafrika geborene Regisseur Richard Stanley begann Mitte der achtziger Jahre in London Filme zu drehen. Seine ersten beiden Spielfilme „Hardware (1990) (deutscher Titel: „M.A.R.K. 13 – Hardware“) und „Dust Devil“ (1992) (unter anderem mit Marianne Sägebrecht) kamen bei Fans und Kritikern gut an und gelten heute als moderne Klassiker des Science-Fiction- und Horrorfilms.
Nach diesen ersten Erfolgen wurde auch Hollywood aufmerksam und er bekam das Angebot einen seiner Lieblingsromane neu zu verfilmen: „Die Insel des Doktor Moreau“ von H.G. Wells (1896). Bereits kurz nach Beginn der Dreharbeiten wurde Stanley von den Produzenten des Films entlassen und der Film wurde vom Hollywoodveteranen John Frankenheimer mit Marlon Brando und Val Kilmer in den Hauptrollen fertig gestellt. Das Ergebnis hieß in Deutschland „DNA – Experiment des Wahnsinns“ (1996) und gilt als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten.
Der Dokumentarfilm “Lost Soul: The Doomed Journey of Richard Stanley’s Island of Dr. Moreau” des amerikanischen Regisseurs David Gregory erzählt jetzt erstmals Stanleys Version dieser Ereignisse. Im September 2014 wurde der Film beim Internationalen Filmfest Oldenburg gezeigt. Es war erst die zweite Aufführung des Films nach der Weltpremiere in London wenige Wochen zuvor.
Das Gespräch mit Richard Stanley habe ich am 11.September 2014 im cine k in der Oldenburger Kulturetage mit ihm geführt.
(Interview with Richard Stanley recorded September 11, 2014 in Oldenburg, Germany – Part 1)
Buddy Giovinazzo, Douglas Buck, Richard Stanley, David Gregory und Marco Hofschneider nach der deutschen Premiere von „Lost Soul“ beim 21. Internationalen Filmfest Oldenburg 2014.
Der Regisseur des Films David Gregory ist neben seinen Arbeiten als Filmemacher vor allem als Mitgründer des auf Horrorklassiker spezialisierten DVD-Labels Severin Films bekannt. Den Schnitt übernahm der US-Regisseur Douglas Buck, der selbst oft schon zu Gast in Oldenburg war („Sisters“, „Family Portraits“). Zu Wort kommen auch der britische Grafiker Graham Humphreys, der die Storyboards entworfen hatte, sowie der deutsche Schauspieler Marco Hofschneider.
Richard Stanley begann nach “Dr. Moreau” wieder damit auf eigene Faust Filme zu drehen, zunächst vor allem dokumentarische Werke. Zwei davon wurden 2001 beim Internationalem Filmfest Oldenburg gezeigt, wo es erstmals überhaupt eine Reihe mit seinem Gesamtwerk gab: Die Weltpremiere von „The Secret Glory“ (2001) über den SS-Offizier Otto Rahn, der für die Nazis den Heiligen Gral suchen sollte, sowie „Voice Of The Moon“ (1990) über eine Reise mit seinem deutschen Kameramann Immo Horn nach Afghanistan, kurz nach dem Abzug der russischen Armee.
Ein Jahr später gab es ebenfalls in Oldenburg die Weltpremiere des Films „White Darkness“ (2002) über Voodoo und Kolonialzeit auf Haiti. Schließlich lief 2011 auch der Episodenhorrorfilm „The Theatre Bizarre“ auf dem Festival, an dem neben Richard Stanley auch die Regisseure Buddy Giovinazzo, Karim Hussain, David Gregory, Douglas Buck, Tom Savini und Jeremy Kasten beteiligt waren.
Im zweiten Teil des Gesprächs mit Richard Stanley geht es um seine aktuellen Arbeiten und auch um die Frage, warum es seinen „Dust Devil“ noch nicht auf Blu-ray gibt.
(Interview with Richard Stanley recorded September 11, 2014 in Oldenburg, Germany – Part 2)
Marco Hofschneider, Festivalchef Torsten Neumann, Douglas Buck und Richard Stanley bei der Eröffnung des 21. Internationalen Filmfests Oldenburg am 10. September 2014.
Für die neue Kurzfilmsammlung „The Profane Exhibit“ (2013) hat Richard Stanley wieder mit Kamermann Immo Horn zusammengearbeitet und in Afrika den Film “Coltan” gedreht. Außerdem hat er letztes Jahr in seiner neuen Wahlheimat Frankreich die Dokumentation “The Otherworld” fertig gestellt. Die Kameraarbeit hat dabei Regisseur Karim Hussain („Subconscious Cruelty“) übernommen. Die Musik stammt erneut von seinem langjährigen Komponisten, dem britischen Musiker Simon Boswell.
Momentan ist Richard Stanley sehr erfolgreich auf verschiedenen amerikanischen Filmfestivals unterwegs, bei denen neben „Lost Soul“ und „The Otherworld“ auch „Dust Devil“ und „Hardware“ wieder auf der Leinwand zu sehen sind. Und schließlich hat er noch das Drehbuch zu der Verfilmung von J.G. Ballards Roman „High Rise“ geschrieben. Der Film des britischen Regisseurs Ben Wheatley („Kill List“, „A Field In England“) soll noch dieses Jahr in die Kinos kommen.
Richard Stanleys Homepage
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„Lost Soul“ beim Internationalen Filmfest Oldenburg
Filmkomponist Simon Boswell ist aktuell auf Tour und spielt dabei auch Musik, die er für Richard Stanley komponiert hat.