Interview mit Tilman Singer – Berlinale Special
Mit seinem zweiten Spielfilm „Cuckoo“ kehrt der deutsche Regisseur Tilman Singer zur Berlinale zurück. Die internationale Koproduktion feierte in diesem Jahr als Berlinale Special Gala seine Weltpremiere. Singer war schon 2018 mit seinem Abschlussfilm von der Kunsthochschule für Medien Köln „LUZ“ in Berlin zu Gast.
(Radiointerveiw mit Tilman Singer, 17.Februar 2024 in Berlin)
Bereits damals sorgte sein Debut auf zahlreichen internationalen Festivals für Aufmerksamkeit, weil diverse Genres vermischt wurden, und „LUZ“ vor allem durch seine neue Bildsprache zu faszinieren wusste.
Mit „Cuckoo“ kehrt Singer zum Teil in dieses filmische Universum zurück, denn auch sein zweiter Film ist ein schwer fassbarer Genremischling mit Element aus Horror, Science-Fiction, Märchen und Drama, dessen Auftakt die Fahrt der 17-jährigen Gretchen mit ihrer Familie zu einem Ferienresort in den Alpen bildet. Dort kollidieren Coming Of Age-Probleme, Rest-Pubertät und familiäre Traumata mit einem fantastischen Alptraumszenario mit Andeutungen von Giallo bis Body Horror.
Die Produktion seitens der amerikanischen Genrespezialisten von Neon (Revenge, She Dies Tomorrow, Possessor), sorgt für das nötige Budget und sie wichtigen Vertriebswege, und mit Model und Schauspielerin Hunter Schafer („Euphoria“) steht diesmal auch ein US-Star im Mittelpunkt des Films. In einer weiteren Hauptrolle ist Dan Stevens zu sehen, der mit Maria Schraders „Ich bin dein Mensch“ sowohl Berlinale-Erfahrung und überdies Genrewissen mitbringt. Dazu hat Singer sein bewährtes Team von „LUZ“ mit an Bord geholt, wie den Schauspieler Jan Bluthartdt, Kameramann Paul Faltz, Set-Designer Dario Mendez Acosta, und Komponist Simon Waskow.
Die Mehrzahl war bereits an den thematisch verwandten Kurzfilmen des Regisseurs „El Fin Del Mundo“ und „The Events At Mr. Yamamoto’s Alpine Residence“ beteiligt, so dass dieses Team mittlerweile vier Werke in einem lose verbundenen, gemeinsamen cinematischen Universum geschaffen hat.
Mit „Cuckoo“, diesem Drama um Trauerbewältigung und Kuckuckskinder in einem Singer-typischen Niemandsland ohne klare Zeit- und Ortsbezüge, bei dem lediglich Retro-Ausstattungsobjekte wie Faxgeräte oder Anrufbeantworter auf eine möglicherweise recht kurz zurückliegende Vergangenheit hinweisen, gelingt es dem Regisseur erneut ein Publikum zwischen Fantasyfilm-Festival und Arthouse-Kino anzusprechen, und klassisch-nostalgische Genre-Elemente neu und aufregend zu verpacken. „Cuckoo“ kommt voraussichtlich im Herbst in die deutschen Kinos.
(Dieser Beitrag erschien zuerst als Radiobeitrag in der Sendung „Filmriss – Das Berlinale-Magazin“, einem gemeinsamem Projekt der norddeutschen Bürgersender Kiel FM, Lübeck FM, Westküste FM, Tide Hamburg, Radio Leinewelle und Oldenburg Eins.)