Erik Kriek – In The Pines – 5 Murder Ballads

Zum Begriff „Murder Ballads“ dürfte vielen Musikfans zunächst einmal das gleichnamige Album von Nick Cave & The Bad Seeds aus dem Jahr 1996 einfallen. Die Tradition der britischen Mordballaden oder Moritaten, wie sie in Deutschland genannt wurden, reicht aber mindestens bis in 17. Jahrhundert zurück. Aus Europa kam die Idee wahre Verbrechen in Lieder zu verpacken dann nach Amerika und wurde dort über Songs aus Bluegrass, Country, Blues und Folk weiterverbreitet. Diese klassischen, düsteren Geschichten um Mord und Sühne waren auch die Inspiration für den neuen Comic des holländischen Autors und Zeichners Erik Kriek.

(Erik Kriek bei der Leipziger Buchmesse am 19.03. 2016)

Kriek ist nicht nur Autor und Zeichner, sondern auch Designer und hat viele Ausstellungsposter, Plattencover, Buchillustrationen und Filmplakate gezeichnet. 1966 in Amsterdam geboren, studierte er Design und Illustration an der Rietveld Academy for Art and Design und wurde in der Comicszene bekannt mit dem Silent Comic Gutsman, einer Superheldenserie ohne Sprechblasen und Texte.

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(Erik Kriek / avant-verlag)

In Deutschland erschien 2013 eine Adaption von Geschichten von H.P. Lovecraft unter dem Titel „Vom Jenseits“. Für die Mordballaden hat sich der Musikfan Kriek mit der holländischen Country- und Bluegrassband The Bluegrass Boogiemann zusammengetan.

(Erik Kriek bei der Leipziger Buchmesse am 19.03. 2016)

Mordballaden gibt es in den verschiedensten Varianten und sie wurden von so unterschiedlichen Künstler_innen und Bands wie Johnny Cash, Steve Earle, Bob Dylan, Joan Baez, den Byrds oder Tom Waits gesungen. Selbst bei Mike Oldfield („Moonlight Shadow“) oder Eminem („Stan“) finden sich Moritaten im Programm. Die berühmteste deutsche Moritat, „Mackie Messer“ aus Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“, interpretierte beispielsweise in den USA Louis Armstrong als „Mack The Knife“

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(Erik Kriek / avant-verlag)

Dem Band „In The Pines“ liegt eine CD mit sechs Murder Ballads bei. Sowohl der Titelsong, als auch die Lieder der fünf Stories im Buch sind darauf zu hören. Neben Songklassikern und Traditionals wie „Long Black Veil“ und „Pretty Polly“ stehen moderne Liedern wie „Where The Wild Roses Grow“ von Nick Cave & Kylie Minogue und „Taneytown“ von Steve Earle.

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Selbstportät (Erik Kriek / avant-verlag)

Gezeichnet sind die „Murder Ballads“  in schwarz-weiß, mit individueller Einfärbung für jeden einzelnen Song. Ein Verfahren ähnlich der Viragierung im Stummfilm, das im Comic als Duoton oder Schmuckfarbe bezeichnete wir (hab ich mir jedenfalls sagen lassen). Einige Sequenzen kommen mit wenig oder ganz ohne Text aus und leben allein von den ausdrucksstarken Bildern und ihrer Anordnung. Seine Herkunft als Designer wird hier von Kriek für die Geschichten vorteilhaft umgesetzt.

Dazu kommt dann noch ein Essay des niederländischen Musikjournalisten und Radiomachers Jan Donkers, der die Geschichten hinter den Songs erläutertet und musikhistorisch einsortiert.

Der Band „In The Pines“ von Erik Kriek mit einer CD der Bluegrass Boogiemen ist am 07. März im Berliner avant-verlag erschienen. Vielen Dank an Filip Kolek vom avant-Verlag, der die Antworten von Erik Kriek für diesen Beitrag bei der Leipziger Buchmesse aufgezeichnet hat.

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