Nachruf: Michael Cimino und Robin Hardy
2016 bleibt sich traurigerweise weiter treu. Mit Michael Cimino und Robin Hardy sind jetzt zwei große und eigenwillige Außenseiterregisseure des amerikanischen bzw. britischen Kinos gestorben. Hardy hat mit „The Wicker Man“ (1973) den vielleicht britischsten aller Horrorfilme der siebziger Jahre vorgelegt. Die Geschichte um heidnische Rituale auf der (erfundenen) schottischen Insel Summerisle mit Christopher Lee und Britt Ekland ist zwar nur einer von vier Filmen, die Hardy überhaupt drehte, aber seine Bilder sind heute fester Bestandteil unserer Popkultur. Das letzte Radioheadvideo „Burn The Witch“ ist beispielsweise in weiten Teilen durch seinen Film inspiriert worden.
Michael Cimino begann als Drehbuchschreiber („Dirty Harry II – Calahan“, „Lautlos im Weltall“) bevor er 1974 mit „Die Letzten beißen die Hunde“ seinen ersten Film drehte (mit Clint Eastwood und Jeff Bridges). Es folgten mit „Die durch die Hölle gehen“ und „Heaven’s Gate“ zwei monumentale, aber nicht unumstrittene Meisterwerke, wovon ersteres mit fünf Oscars ausgezeichnet wurde, während das „Tor zum Himmel“ als kommerzieller totalen Megaflop für die Studiopleite von United Artists sorgte und somit beide Filme auch hinter den Kulissen Stoff für Legenden lieferten. „The Deer Hunter“ habe ich zuletzt 2001 zum 50. Berlinalejubiläum auf der riesigen Leinwand des Berlinalepalasts bewundern dürfen. 2005 zeigte das Berlinale Forum dann eine vierstündige, restaurierte Fassung von „Heaven’s Gate“ plus die 90minütige Dokumentation „Final Cut“ des ehemaligen United Artists-Vizepräsidenten Michael Bach. Mit der dazugehörigen Podiumsdiskussion im Kinosaal dauerte diese Marathonveranstaltung über sechs Stunden. Streitbares und außergewöhnliche Erzählkino, das in dieser Form im heutigen Zeitalter der ewig gleichen und in Serie produzierten Blockbuster und Comicverfilmungen leider kaum noch möglich ist. Schaut euch „The Deer Hunter“ und „The Wicker Man“ an und staunt.